1. Mittwochsmail
"Ich liebe was aus mir geworden ist“
„Am Ende sollte es leicht sein zu sagen: „Mein Leben war genau richtig so.“ Denn es ist jederzeit ein Glück dieses Leben zu leben. Und es ist unnötig zu glauben, das Glück wäre außerhalb von uns zu finden.“
Vor ein paar Tagen - ich saß in unserem neu bezogenen Wohnzimmer zwischen Kisten, Möbeln, Kleinteilen und Taschen auf dem Sofa. Erschöpft und wehmütig brütend, entfleuchten mir wirre Gedanken und schwirren frech umher: „Hier bin ich noch nicht richtig zu Hause“. Trotz fröhlicher Farbkombinationen an den Wänden mag dieses Gefühl der Heimat in mir noch nicht aufsteigen. Plötzlich streift mein Blick eine kaum sichtbare recycelte Tasche in der Ecke, beschriftet mit dem Satz „Ich liebe was aus mir geworden ist“. Ich stutze nicht schlecht. So zerbrach ich mir gerade den Kopf darüber, was aus mir geworden ist und ob ich das lieben werde, wofür ich mich entschieden habe. Der Beginn meiner Ausbildung im letzten September mit der wöchentlichen Aufgabe einer Wochenreflektion – die „Mittwochsmail“ und jetzt der Zusammenzug mit meinem Partner. An manchen Tagen scheint es ohnehin eine Gradwanderung zu sein, sich selbst für alles zu lieben, was man so treibt. Aber was ist nun aus mir geworden, liebe ich die gewordene Claudia?“
So war es in den letzten Wochen während der Umzugs-Arbeiten immer wieder schwer, in meiner Mitte zu bleiben. In herausfordernden Situationen wie diesen ist es ohnehin schon aufregend und kräftezehrend, die eigenen Emotionen zu Händeln, aber dabei noch die Emotionen der anderen händeln zu wollen, nicht sehr erfolgsversprechend. Warum fällt uns eigentlich bei anderen schneller auf, wenn bei ihnen etwas nicht in den richtigen Bahnen zu laufen scheint? Ich überbrücke also energiehaltend die schroff ausgesprochenen spitzen Worte untereinander, indem ich besänftigend hier und da mal einen merkwürdigen Witz zum Besten gebe. Mein Gesicht hat einen beschwichtigenden und seltsam lächelnden Ausdruck angenommen, was mir die Frage einhandelt, ob ich etwas geraucht hätte. Überaus erschöpfend denkend: „Auch das geht vorbei“ war die Frage nach meiner Selbstliebe zu einer Notwendigkeit geworden.
Nun treibt dieser Satz „Ich liebe was aus mir geworden ist“ sein Unwesen in meinen Gedanken. Für die recycelte Tasche wohl das Beste was ihr passieren konnte - Bestimmung gefunden. Ich packe erst einmal Kisten aus, möchte meinen Arbeitsplatz einrichten, zu Hause ankommen und mir fällt ein Origami in die Hände. Ein gefalteter Kranich, so sollte es wenigstens einmal werden – Kraniche sind ein Symbol für Frieden. Nicht gerade geschickt und ordentlich gefaltet ist er, misslungen sieht er aus. Ich falte ihn erst einmal auseinander, möchte ihn entfalten, neu falten, korrekt und sauber falten - ich streiche ihn glatt. Dieses weiße Blatt Papier fühlt sich an wie ein Neuanfang. Bei näherer Betrachtung jedoch ein schwieriges Unterfangen. Was ist nun aus mir geworden, dem Kranich, der Claudia? Ich fühle mich gerade sehr faltig. Das Leben scheint mir gerade wie ein Origami zu sein.
Die Basis der Faltanleitung erwerben wir in der Kindheit. Im Laufe der Jahre wird das Gefaltete immer spezieller und durch weitere Faltanleitungen von Freunden, Lehrern und Partnern am Ende ziemlich komplex. Aus einfachen Strukturen und Formen werden oftmals bizarre Formen. Die Faltanleitung treibt häufig in den Wahnsinn und in die Verständnislosigkeit, aber auch in eine akribische Genauigkeit, eine vertiefende Versenkung und hoch erfreuliche Euphorie. Und wer jemals ein Origami gefaltet hat, weiß, wovon ich spreche. Neben Berg- und Talfaltung, Quetschfaltung, Umkehrfaltung, Gegenbruchfaltung, Zickzackfaltung und Senkfaltung gibt es noch zahlreiche Grundformen die es zu beherrschen gilt.
Das Leben hinterlässt Falten, auch wenn du es entfaltest, die Falten bleiben sichtbar. Ich schaue sie mir an, die Lebensfalten, die symmetrischen und asymmetrischen, die hochstehenden und tiefstehenden, die messerscharf geknickten, die seichten, die krummen und die exakten, ja auch die gerissenen und beschmutzten Falten und stelle fest: Diese Falten sind meine Lebensfalten, sie gehören zu mir, da dürfen sie bleiben. Ich fühle Frieden in mir und immerhin gibt es bis zu 300 Faltschritte, um eine andere erweiterte Form zu erhalten. Ich falte meinen Kranich erneut und „Ich liebe was aus ihm geworden ist“.
Faltenreiche Grüße von Claudia
„Schreibe Deine eigene Geschichte“
Meine Gedanken und meine Inspirationen in diesem Buch möchten dazu anregen, Dich auf Deine eigene Reise zu Deiner wahren und einzigartigen Persönlichkeit zu machen. Lasse Dich herausfordern und wage Dich bewusst aus Deiner Komfortzone heraus. Nutze die Inspirationen als Anregung und werde selbst aktiv und kreativ. Besorge Dir ein schönes Büchlein und schreibe all Deine Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Erkenntnisse, Aufgaben und Erlebnisse dort hinein. Am Ende wird dieses Buch eine wahre Offenbarung für Dich sein – am Ende stehst Du in Deinem wahren Licht. Ein Freiflug zu Deinem Selbst.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen der Gedanken und Inspirationen!